Sagen / Geschichten

Einige Beispiele aus den Schriften "Neuerburger Sagen und Geschichten" (1966) "Sagen der Heimat" (1957) und aus dem Buch "Die Sage raunt in alten Mauern" (Herausgeber: Willi Hermes).

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Nachfolgend eine Liste aller Geschichten, Erzählungen und Berichte in dieser Rubrik.

Ein Kurfürst, ein Kaiser und ein König sind um das Jahr 1300 die großen Sprossen des kleinen Luxemburger Landes. Johann der Blinde, König von Böhmen, Markgraf zu Mähren und Graf von Luxemburg blieb trotz seines wechselvollen Lebens stets eng mit dem Heimatland verbunden. Seiner Heimatliebe verdankt Neuerburg die beiden Freiheitsbriefe, die die Stadtrechte besiegelten.

Ein zweiter Bericht vom Kriegsende 1945

Ende Februar kam die Front immer näher. Die im Räume Neuer-burg-Ammeldingen liegenden Restteile einer deutschen Division bildeten nur noch einen vorgeschobenen Stützpunkt, der an seinen Flanken längst von amerikanischen Truppen überholt war. Die einzig noch offene Rückzugsstraße aus diesem Raum von Neuerburg über Scheuern nach Osten lag Tag und Nacht unter schwerem Artilleriebeschuß und unter dem Angriff der amerikanischen Luftwaffe. Die ununterbrochen über dem Talkessel kreisenden Jabos nahmen alles, was sich nur regte und bewegte, unter Bordwaffenbeschuß. Glücklicherweise waren die Verluste unter den sich zurückziehenden Einheiten nur gering. Um so größer aber waren die Zerstörungen an den noch stehenden Gebäuden, besonders in der Ortsmitte. Unter anderem erhielt auch die Pfarrkirche dabei mehrere Granattreffer. Die Mariensäule auf dem Marktplatz, die bis dahin verschont geblieben war, wurde in der letzten Nacht vor dem Einmarsch restlos zerstört.

Mit dem Beschuß der Panzersperren, die zurückgebliebene Männer am Sportplatz, am Kreuzberg und oberhalb der Burg, hatten errichten müssen, wurde die Endphase des Kampfes eingeleitet. Die amerikanische Infanterie, die am Abend bis auf die Höhen südwestlich der Stadt (Auf dem Heer) vorgerückt war, nahm diese Punkte unter direkten Beschuß. Die letzten deutschen Einheiten rückten daraufhin im Schutze der Nacht ab, nicht, ohne alle kleinen und großen Brücken hinter sich in die Luft gesprengt zu haben. Nur eine Brücke, die an der Mühle, konnte durch das entschlossene Eingreifen eines Polizeibeamten von der Sprengung verschont bleiben. Die Sprengungen erfolgten in der Nacht gegen 3 Uhr ohne vorherige Warnung der Zivilbevölkerung.

Der anbrechende Morgen des 24. Februar fand Neuerburg leer von Soldaten. In und über der Stadt herrschte Totenstille. Ob dieses ungewohnten Zustandes wagten sich einige beherzte Männer aus den Kellern heraus. Sie waren dann auch die ersten, die die in der Mittagsstunde aus Richtung Hasenhof sehr vorsichtig in Neuerburg einrückende amerikanische Infanteriespitze davon verständigten, daß sich kein deutscher Soldat mehr im Ort befand. Im Laufe des Nachmittags rückten weitere Einheiten, darunter auch die ersten Panzer, ein. Spezialtrupps schlugen in wenigen Stunden Notbrücken über den Enzbach und ermöglichten den Durchgangsverkehr. Noch am gleichen Tage wurde die Zivilbevölkerung auf dem Friedrichsplatz zusammengerufen und angewiesen, sich in ihre Häuser zu begeben und diese drei Tage lang nicht zu verlassen. Während dieser Zeit mußte die Bevölkerung dann das unvermeidliche Schicksal des Besiegten über sich ergehen lassen, wobei es glücklicherweise zu keinerlei ernsteren Zwischenfällen kam. Der amerikanische Ortskommandant hatte auf der Burg Quartier bezogen, während seine Soldaten sich in den weniger zerstörten Gebäuden an den Ortseingängen einquartiert hatten.

Am folgenden Sonntag konnte sich die Bevölkerung zum ersten Male seit langer Zeit wieder zum Gottesdienste in der Pfarrkirche versammeln. Noch am gleichen Tage setzten die Amerikaner einen Bürgermeister ein; zwei Tage später wurde auch die nicht geflüchtete Ortspolizei wieder eingesetzt. Die erste gemeinsame Arbeit galt der Wiederherstellung der Wasserleitung. Um der Seuchengefahr vorzubeugen, mußten an der Scheuernerstraße eine Reihe von Pferdekadaver vergraben werden. Überhaupt war an dieser Rückzugsstraße besonders viel aufzuräumen. Sowohl die öffentlichen als auch die privaten Aufräumungsarbeiten mußten mit primitivsten Mitteln bewerkstelligt werden. Aber die Menschen faßten neuen Mut und begannen mit großer Energie und zähem Fleiß ihre Heimatstadt wieder aufzubauen.

©  Hans Theis, Neuerburg  

Zahlreiche Wörter in unserem heimatlichen Dialekt sind der französischen Sprache entnommen. Sie bezeichnen vornehmlich solche Dinge, die unseren Altvorderen unbekannt waren und die sie erst in der Zeit, als unsere Heimat im 18. Jahrhundert unter französischer Herrschaft (Wälderdepartment) stand, kennen lernten.

Weniger bekannt ist, daß die Eifeler Mundart Wortstämme enthält, die sich aus englischen Wörtern angelsächsischen Ursprungs ableiten lassen. Da ihr Ursprung bis in das 9. Jahrhundert zurückgeht, haben sie sich im Laufe der Jahrhunderte weitgehend angeglichen. Einige Wörter, die ihre Herkunft noch klar erkennen lassen, seien nachfolgend angeführt. Sie sind dem Dialekt entnommen, der in der Gegend um Neuerburg gesprochen wird:

Wort
englisch
mundartlich
Tier
beast (biest) biest
Übel evel (iewl) iewel
Moor fen (fenn) venn
Strumpf hos (hos) hoos
Uhr hour (aur) auer
Docht weck (uick) weck
er sagt he said (he säd) he säd
rufen call (kool) kalen
fertig ready (redi) reht


Diese Reihe würde sich noch um zahlreiche Wörter vermehren lassen. Wie aber kommen diese Wörter in unsere Mundart, da doch zu keiner Zeit unsere Heimat unter englischem Einfluß stand? Die Erklärung ist gar nicht so schwer wie sie erscheinen mag. Genau so, wie durch die Invasion der Angelsachsen aus Germanien, die keltischen Ureinwohner Englands zu einem großen Teil die Sprache der Sachsen annahmen, so sind auch diese Wortstämme in unserem Dialekt sächsischen Ursprungs und datieren aus einer Zeit, da unsere Vorfahren mit den Sachsen in Berührung kam.

Als Karl der Große das Reich der Sachsen vergrößern und befestigen wollte, setzten die Sachsen seinen Eroberungs- und Bekehrungsversuchen den heftigsten Widerstand entgegen. Im Verlaufe der kriegerischen Ereignisse gegen Ende des 8. Jahrhunderts ließ Karl viele Tausende sächsische Familien aus ihrer Heimat wegführen und in andere deutsche Landschaften verpflanzen, während ihre Wohnsitze fränkischen Ansiedlern gegeben wurden. Bei dieser Umsiedlungsaktion sollen etwa 10 000 sächsische Familien in die Eifel verschickt worden sein. Hier vermischten sie sich bald mit der Bevölkerung, die ihrerseits verschiedene Wörter aus der Sprache der Flüchtlinge in ihren Sprachschatz aufnahmen.

Es mag für die Umsiedler nicht leicht gewesen sein, sich unter fremden Menschen und in der herben Natur des Gebirgslandes eine neue Heimat zu gründen. Aber die Zeit heilt alle Wunden. So ist diese bittere Tatsache längst vergessen und nur einige Sprachsplitter erinnern noch an eine schicksalsschwere Zeit.

©  Hans Theis, Neuerburg  

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