Die alte Burg in der Eifel, jetzt Fremdenpension, hat ein Gespensterzimmer. Burgfrau Kunigunde, die vor 400 Jahren in diesem Zimmer Selbstmord beging, soll auch im Jenseits keine Ruhe gefunden haben.
In dieses Zimmer wird eines Tages Herr Gustav Nickelbüll aus einer rheinischen Großstadt, der von einem Geschäftsfreund zur Jagd eingeladen worden ist, einquartiert.
Während eines feuchtfröhlichen Abends im Kreise der Jäger werden schaurige Geschichten über die Burg und speziell über Kunigunde aufgetischt. Nickelbüll wehrt ab; er habe keine Angst vor Gespenstern, da es sie bekannterweise nicht gebe. Trotzdem ist es ihm nicht ganz geheuer, als er zu später Nachtstunde in sein Zimmer schwankt. Der Wind heult um die Burg und die alten Dielen knarren furchterregend. Gustav Nickelbüll beschließt, auf Nummer Sicher zu gehen: Im Schlafzimmer läßt er das Licht brennen und legt die Pistole unter das Kopfkissen.
Beim Einschlafen bemerkt er plötzlich fünf kleine schwarze Finger, die sich langsam am Fußende des einfachen Feldbettes bewegen. Nickelbüll reißt die Augen auf, schließt sie, öffnet sie wieder .... Die fünf kleinen Finger sind immer noch da. Und jetzt! Plötzlich sind es zehn geworden.
Der kalte Schweiß läuft ihm übers Gesicht. Vorsichtig greift er unter das Kopfkissen und zieht die Pistole hervor. Die kleinen Finger bewegen sich fast flehend, doch kein Gesicht kommt zum Vorschein. Nickelbüll zielt sorgfältig. Die kleinen Hände erstarren jetzt, rühren sich nicht. Der Schweiß fließt jetzt stärker, aber Nickelbüll hat sich in der Gewalt. Er drückt ab, — und der dumpfe Knall hallt schaurig im gewölbten Zimmer.
Seitdem hinkt Nickelbüll auf dem linken Fuß!
© 1966 - Hans Theis, Neuerburg