Die Tempelherren von Roth

Einst wohnten auf dem Schloß bei Roth die Tempelherren. Die Tempelherren waren gefürchtet im ganzen Land, und wo sie erschienen, verbreiteten sie Angst und Schrecken. Sie raubten den Bauern das Vieh, den Handelsleuten das Geld und den Armen die Kinder. Als der Ruf ihrer Untaten immer lauter wurde, verbot der Papst den Orden, und der Kaiser ließ die Raubritter aus dem Land vertreiben.

Die Tempelherren in Roth aber gaben ihre Burg nicht auf, sondern verteidigten sich hinter starken Mauern. Der Graf von Vianden belagerte die Burg und wollte sie aushungern. Die Tempelherren aber erschienen nach wie vor unerwartet in den Dörfern und plünderten sie aus. Um ihre Verfolger irrezuführen, hatten sie die Pferde so beschlagen, daß die Hufeisen nach der falschen Seite zeigten. Niemand aber wußte, wie sie unbemerkt aus ihrer Burg gelangen konnten.

An einem Sonntagmorgen, während fast alle Bewohner in der Kirche waren, raubten sie in einem Dorf ein Mädchen, das einzige Kind eines Tagelöhners. Der Vater, der sich rechtzeitig hatte verstecken können, ließ sich durch die falschen Spuren nicht beirren und folgte den Räubern, so schnell er konnte. Er erreichte die Tempelherren gerade in dem Augenblick, da sie in einen unterirdischen Gang, der zu ihrer Burg führte, verschwinden wollten. Die Raubritter entdeckten jedoch den Verfolger und glaubten sich verraten. Sie drohten dem Tagelöhner und ließen ihn einen heiligen Eid schwören, keinem Menschen etwas von dem geheimen Gang zu erzählen. Dann ließen sie ihn laufen.

Der Mann eilte in sein Heimatdorf zurück. Gerade war das Hochamt zu Ende und viele Leute standen vor der Kirche. Da stellte sich der Mann vor einen großen Stein, der am Portal der Kirche lag, und sagte: "Du mußt mich hören, toter Stein, denn dir sag ich es ganz allein: Am Galgenberg sind sie hinein!" Da wußten die Leute Bescheid. Bereits wenige Stunden später drangen die Mannen des Grafen von Vianden durch den unterirdischen Gang in die Burg ein und eroberten sie. Die Tempelherren wurden vor ein Gericht gestellt und mußten ihre Untaten mit dem Leben büßen.

(c) Hans Theis, Neuerburg

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