Pitter und Kläs verbindet seit frühester Jugend eine starke Freundschaft, die vornehmlich im Dorfgasthaus immer wieder aufgefrischt wird.
Neuerdings scheint jedoch diese Freundschaft in die Brüche zu gehen, denn Kläs hat geheiratet, und Frau Mathilde sieht streng darauf, daß die Untugenden der Junggesellenzeit abgebaut werden. Mithin auch kein Ausgang zum traditionellen Skatabend im Dorfgasthaus.
Lautlose Nacht. "Kläs!" flüstert Mathilde, "hörst du nicht das Geräusch im Hausflur? Jemand hat die Tür geöffnet! O, Gott, ein Dieb!" - "Blödsinn!" knurrt Kläs schläfrig. "Du bist am Träumen!" — "Ich höre es ganz genau, Kläs! Wach doch auf!" Und mit heiserer Stimme: "Da! Die Tür geht auf!"
Mit einem Satz ist Kläs aus dem Bett. Er reißt die Tür auf und packt den Eindringling mit eisernem Griff an der Gurgel. "So, mein Freundchen", stößt Kläs zwischen den Zähnen hervor, "Mathilde, schnell, mach die Tür zum Spindchen auf. Da wird er eingesperrt, bis ich mich angezogen habe und mit ihm zur Polizei gehen kann!" Zitternd gehorcht Mathilde. Im Nu hat sich Kläs angezogen. Mathilde, die sich wieder in das Bett verkrochen hat, hört, wie Kläs das Spindchen aufschließt, den Einbrecher barsch anfährt und ihn abführt; die Haustür fällt ins Schloß. Mathilde schickt ein inbrünstiges Stoßgebet für den lieben Kläs zum Himmel, denn der Weg zur Polizeistation ist weit.
Die zwei Männer sind um die nächste Hausecke verschwunden. Sie bleiben stehen, klopfen sich gegenseitig auf die Schulter und bemühen sich, nicht lauthals zu lachen. "Vielen Dank, Pitter!" sagt Kläs, "das ist nach sechs Monaten Ehestand der erste freie Augenblick!" Und beide verschwinden einträchtig im Dorfgasthaus, wo die übrigen Skatbrüder schon warten.
© Hans Theis, Neuerburg