Dieses Fraulein fand man nach einer stürmischen Winternacht tot in ihrem Bette auf. Der Medikus ward gerufen. Er behauptete, das Fräulein sei vergiftet worden, und dies könne nur eine Hexe getan haben.
In der Stadt verhaftete man alsbald eine Frau namens Magdalena Pirken. Sie stand bei jung und alt in dem Geruche, eine Hexe zu sein. Zuerst leugnete sie jede Schuld. Als man sie aber auf die Folter spannte, legte sie ein Geständnis ab.
Frau Pirken berichtete: „Meine begangenen Zaubertaten schweben mir nur traumhaft vor der Seele. Ich kann nicht sagen, ob ich nur im Geiste oder auch leiblich an den Zaubertaten beteiligt war.
Vor etwa vier Jahren ging ich in den nahen Mühlenbusch. Es gesellte sich zu mir ein schwarzer, fremdartig gekleideter Mann. Er forderte mich auf, Gott ab- und ihm zuzuschwören. Er versprach mir dafür reiche Belohnung. Ich schwor Gott ab und versprach dem fremden Mann blinden Gehorsam.
Jeden Donnerstag kam der Schwarze und führte mich auf einem ebenso dunklen Bocke zum Schornstein hinaus. Auf dem Dache des obersten Stadtpförtleins ruhten wir aus. Dann zogen wir weiter zum Hexentanzplatz im Mühlenbusch, wo wir herrlich und in Freuden lebten.
Auf dem Hexentanzplatz haben wir auch beschlossen, das gräfliche Fräulein umzubringen. Auf dem Eligiusfriedhof an der Weiherstraße haben wir ein neugeborenes, noch ungetauftes Kind ausgegraben. Aus der Leiche haben wir den Gifttrank bereitet. Dann zogen wir zu nächtlicher Stunde in die Burg und brachten dem Fräulein den tödlichen Trunk bei."
Magdalena Pirken wurde vom Neuerburger Hochgericht zum Tode durch das Feuer verurteilt. Auf einer Anhöhe beim heutigen Görgenhof wurde sie verbrannt. Ein Flurname heißt dort heute noch "Am Hochgericht".
© 1966 Hans Theis, Neuerburg